„Das Hakenkreuz richtet sich gegen uns alle als Demokraten.“ Zu diesen Schlussfolgerungen kommen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b, nachdem sie erfahren haben, dass am Sonntag in der Nähe ihrer Schule und damit unweit ihres alltäglichen Lebensumfelds ein Hakenkreuz auf einem Mülleimer entdeckt worden war. Die Nachricht war das beherrschende Stundenthema – schließlich steht ohnehin gerade „Medienkunde“ auf der Agenda des Deutschunterrichts. Viel wichtiger aber ist die gesellschaftliche Bedeutung, weil man direkt davon betroffen ist. „Dieses Symbol steht für Hass auf Menschen mit Migrationshintergrund und anderen Kulturen“, sagt der besorgte Younes, dessen Familie aus Algerien stammt. Für Klara steht fest: „Es ist traurig und eine Schande, dass es Menschen gibt, die anscheinend nicht aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.“ „Solche Schmierereien sieht man ja öfter, aber wenn man sich einen solchen Aufwand macht, ein Hakenkreuz aus Papierschnipseln auf einen Mülleimer zu kleben, muss etwas Ernstgemeintes dahinterstehen“, meint der 14-jäjhrige Jonas. Umso schlimmer, weil sich das Hebel-Gymnasium in guter Nachbarschaft zur Synagoge befindet und seinerseits viel unternimmt, um etwas zur Aufklärung der nationalsozialistischen Vergangenheit und zum Umgang mit Antisemitismus beizutragen. So fand am Hebel-Gymnasium im Herbst eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was können wir als Schulen gegen Antisemitismus tun?“ statt, unter anderem mit Rami Suliman, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Pforzheim, und Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusministerium in Stuttgart. Seit 2022 werden um den 22. Oktober Stolpersteine geputzt, zu Ehren des Andenkens der Opfer des Nationalsozialismus und aus Anlass der Deportation der Pforzheimer Juden ins südfranzösische Gurs am 22. Oktober 1940. Erst im Juni fand der alljährlich am Hebel-Gymnasium stattfindende Geschichtstag statt. Hier geht es darum, den Spuren des Nationalsozialismus und des jüdischen Lebens und Sterbens bis 1945 in Pforzheim nachzugehen. Zum festen Programm gehört dabei ein Besuch des Wallbergs als Pforzheimer Trümmerberg sowie der jüdischen Abteilung des Hauptfriedhofs. Im Stadtarchiv erfolgen Einblicke in schriftliche Quellen über die Zeit des Nationalsozialismus in unserer Heimatstadt. Die Verunstaltung des öffentlichen Raums mit einem Hakenkreuz hat immerhin bewirkt, den Abscheu gegen Antisemitismus und jede Form der Ausgrenzung zu verstärken und immer wieder klar zu machen, wie wichtig die Demokratie ist. Diese muss viel dulden, um dem Anspruch als Demokratie gerecht zu werden – Hakenkreuze und erst recht die zugehörige Gesinnung gehören jedenfalls nicht dazu.
Text/Bilder: Barth